Nach meinem Abstecher nach Nord-/Ost-Albanien ging es gestern vom Ohridsee wieder in Richtung Meer. Das gestrige Ziel, Elbasan in Mittelalbanien.
Auf dem Papier sah die Route entspannt aus, ein kurzer Pass am Anfang und dann gute 60 Kilometer bergab. Ein anderer Radfahrer, den ich davor in Shkodër getroffen hatte, und den ich am Vortag am Ohridsee getroffen hatte, warnte mich aber schon vor viel Verkehr.
Die Passhöhe war schnell gemeistert und die ersten Höhenmeter gingen rasant den Berg ab und alles war entspannt. Es geht durch ein sehr breites Tal bzw. eine Hochebene. Immer wieder wird das Tal des Shkumbin, dem die Straße (SH3) folgt sehr eng. Hier folge ich im Prinzip der römischen Handelsstraße Via Egnstia von der Adria an den Bosporus.
Auffällig sind entlang der Route zunächst die massiven Bauwerke einer alten Eisenbahn. Bereits am Ohridsee war mir auf albanischer Seite aufgefallen, dass es hier mal Bergbau gab. Vermutlich diente die Eisenbahn zum Transport der Waren nach Elbasan und weiter. Schienen liegen zwar an vielen Stellen noch, Züge sind hier aber offensichtlich seit langem nicht mehr gefahren.
Mit der Zeit entwickelte sich die Strecke zur Herausforderung. Immer wieder gab es kurze Gegenanstiege, die Straße war teilweise sehr eng und der Schwerlastverkehr nahm zu. Offenbar findet hier viel Transitverkehr (Via Egnetia lässt Grüßen) statt. Die Lkwfahrenden sind dabei nicht zimperlich. In Kurven und Gegenanstiegen wird mit wenigen Zentimeter Abstand überholt. Es ist eine dieser Straßen die zum Radfahren nicht gemacht sind. Alternativen gibt es aber nicht (wirklich, außer Albanien komplett im Osten zu durchqueren). Als gegen Mittag dann noch heftiger Gegenwind einsetzt war ich mehr als froh endlich in Elbasan angekommen zu sein. Die Stadt entschädigt mit ihrem alten Stadtkern inkl. der Befestigungsmauern für die Mühe.
Weiter nach Berat
Weiter ging es heute von Elbasan nach Berat. Die Stadt war schnell verlassen, aber erst nach einem Besuch der Bäckerei um den Snackvorrat an ausgezeichneten albanischen Süßkram aufzufüllen. Bei der Ausfahrt aus der Stadt wurde dann auch das Motto des Tages gesetzt – Natur und ‚Industrieromantik‘ ; so ging es an dem ehemaligen Stahlwerk in Elbasan vorbei. Gebaut wurde es mit Unterstützung von China in den 1970er Jabren. Seit dem Zusammenbruch des sozialistischen Regimes passiert hier aber nicht mehr.
Weiter ging es dann in Richtung Süden. Während es rund um Elbasan noch sehr grün war, wirkt die Landschaft trockener. Es gibt über Hügel und die Landschaft ist vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Da es sehr diesig wirkte die Landschaft manchmal fast etwas mystisch.
Mein Ziel war fast erreicht, da ging es durch Kuçovë. Von 1950 bis 1991 hieß die Stadt übersetzt Stalinstadt. In den 20er Jahren wurde begonnen hier Erdöl zu fördern (damals unter König Zog I). Auch hier stehen aber seit dem Zusammenbruch des Sozialismus (fast) alle Fördertürme still. Die Türme und die Förderanlagen selbst stehen noch überall in der Gegend und haben ihre beste Zeit lange hinter sich. Ein Rückbau wurde jedoch offenbar nie wirklich in Angriff genommen. So ist das ganze eine Umweltsauerei ohne gleichen. Rund um die Fördertürme finden sich Ölpfützen. Es stinkt nach Öl. Dazwischen wird ganz selbstverständlich Gemüse angebaut.
Knappe 15 Kilometer später könnte der Kontrast kaum größer sein. Ich erreiche Berat, die Museumsstadt welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Altstadt hat drei verschiedene Stadtteile, darunter auch die ehemalige Festung auf dem Berg. Die Stadt ist wirklich einmalig, insbesondere die Festung auf dem Festungsberg.
Morgen erreiche ich dann wieder die Küste. Nach Griechenland fehlen dann nur noch ein Pass und knappe 100 km.