Vom Bodensee nach Genua über San Bernadino und das Piemont

Hinter der Via Mala geht es immer weiter dem Hinterrhein folgend bergauf. Die Landschaft wird immer alpiner. Leider wurde bei meiner Tour auch das Wetter immer schlechter, so dass die letzten Kilometer und Höhenmeter entlang der Rofanschlucht eher zur Quälerei wurden. Schon erreichte ich aber Splügen. Hier sind etwas mehr als die Hälfte der 1300 Höhenmeter erreicht, weshalb Splügen sich als perfekter Schlafplatz eignet. Der dortige Campingplatz ist auf durchnässte Radfahrende bestens vorbereitet und bietet auch bei kalten Temperaturen (die es auch im Sommer geben kann!) genug Trocknungsmöglichkeiten und eine nette Holzhütte zum sitzen, essen trinken und erzählen. Hier traf ich gleich eine ganze Reihe anderer Radfahrende, ein perfekter Platz um Tipps und Routenideen auszutauschen.

Über Nacht verzog sich auch das schlechte Wetter, so dass dem Anstieg zum San Bernadino am nächsten Morgen nichts mehr im Weg stand. Die ersten 10 Kilometer hinter Splügen gehen mit knappen 100 Höhenmeter zunächst gemütlich zu. Es geht durch wunderschöne alpine Wiesenlandschaft, um mich herum imposante Berge. Ab Hinterrhein beginnt dann die alte Passstraße zum Gipfel. Der Großteil des Autoverkehrs verschwindet dort im Tunnel direkt nach San Bernadino. Nur einige wenige Autos, aber auffällig viele Wohnmobile und natürlich Motorräder, waren noch auf der Passstraße unterwegs. Die Passstraße war dabei wirklich gut zu fahren und die Steigung ist angenehm. Mit jeder Serpentine sah ich wie die Autos im Tal kleiner wurden und ich genoss den fantastischen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Die letzten Kilometer bis zur Passhöhe zogen sich jedoch und zum Abschluss wartet nochmal eine steile Rampe, aber dann lag die Passhöhe, die dortige Bar und der wunderschöne See plötzlich vor mir.

Nach einer ausgedehnten Pause ging es nun weiter in Richtung Süden. Von knapp 2050 Höhenmeter geht es runter bis auf etwa 250 Höhenemeter – also Helm, Handschuhe und Mütze an und nochmal die Bremsen checken 😉 Die Abfahrt war wirklich atemberaubend, der Blick in das Misox-Tal wunderschön. Bis San Bernadino geht es knappe 400 Höhenmeter auf der Passstraße bergab, dann wartet ein kleiner, gemeiner Gegenanstieg. Mütze und Handschuhe konnten also wieder weg 😉

Ab San Bernadino ging es nun ebenso zügig weiter bergab. Sehr häufig wird der Radverkehr nun auf Nebenstraßen geführt. Diese sind teilweise noch etwas steiler als die Hauptstraße und es gibt wunderschöne Blicke. Etwas Vorsicht ist jedoch geboten, da hier vereinzelt Autoverkehr unterwegs ist. Schnell erreichte ich so Bellinzona, wobei direkt vor Bellinzona nochmal ein kurzes Stück schlechter Schotterweg wartete. Bellinzona selbst hat mir gut gefallen und ist bei einem Start morgens in Splügen auch ein guter Endpunkt für die Tour. Leider ist der dortige Campingplatz wirklich unverhältnismäßig teuer (30€), einige Kilometer hinter Bellinzona gibt es jedoch einige deutlich günstigere Plätze.

Ich entschied mich, den Lago Maggiore an der Westseite entlang zu fahren, daher nahm ich den gut ausgebauten Radweg bis nach Ascona. Nach den Tagen in den Alpen waren die Mengen an Touristen wirklich ungewohnt, der Blick auf den Lago Maggiore macht aber auch klar weshalb die alle dort sind ;). Leider endet der Radweg in Ascona, so dass es nun auf der Straße weiter geht. Im August 2021 war die Straße direkt am See leider für ein kurzes Stück wegen eines Erdrutsches kurz hinter Ascona nicht zu befahren. Die Umfahrung führte steil bergauf und der Arbeiter an der Absperrung der mich auf die Umfahrung hinwies belächelte meinen Versuch die steile Straße nehmen zu wollen doch etwas und empfahl mir die Fähre oder die Straße rüber zum Ostufer zu nehmen. Letztlich bin ich aber sehr froh, dass ich mich für die Panoramatour entschieden habe. Die Ausblicke waren wirklich gigantisch.