Nachdem es gestern um mich herum, und vor allem in den Bergen, mächtig geregnet und gewittert hatte, war ich froh mich für einen Tag Pause entschieden zu haben. In der Nacht erwischte es dann auch mich und es regnete immer mal wieder heftig. Morgens hörte es zum Glück auf, das Zelt war halbwegs trocken und ich wollte mich früh aufmachen. Als ich das Außenzelt gerade abbauen wollte fing es natürlich wieder an. Nach einiger Zeit hörte der Regenschauer wieder auf und da der Tag noch lang werden würde warf ich den nassen Haufen schnell in die Taschen und fuhr los. Mit den dunklen Wolken um mich zweifelte ich zunächst etwas an meiner Entscheidung, aber die Straßen wurden zusehends trockener und von oben kam auch nichts mehr.
So strampelte ich entspannt vor mich hin hoch über die Bucht von Kotor. An fast jeder Kehre war eine Pause nötig um den Ausblick zu genießen. Die Bucht wurde dabei immer kleiner und kleiner. Schließlich erreichte ich den Beginn des Nationalparks, hier wurde die Straße wohl erst vor kurzem neu angelegt und macht eher den Eindruck (in einem Nationalpark) quer durch die Landschaft gepflügt zu sein. Dabei nahm die Steigung doch ziemlich zu und gleichzeitig hielt sich eine hartnäckige Wolke, so dass es mit dem entspannt strampeln aus war.
Lustigerweise traf ich auf dem Weg hoch einen Radler wieder, den ich auf der Fähre von Ancona nach Split getroffen hatte. Er war mit Freunden unterwegs, die gerade von Frankreich nach Australien fahren, muss jetzt aber seine Fähre in Albanien morgen bekommen und hatte noch einige Kilometer vor sich. Wir tauschten uns ein bisschen aus und so war die Passhöhe fast erreicht. Ein weiterer Radfahrer, der auf dem Weg nach unten war, versprach uns oben Sonne – und so sollte es sein. Etwas übermütig beschloss ich dann noch weiter in Richtung Gipfel zu fahren. Der Ausblick hat sich gelohnt, die Stunde fehlte dann aber doch irgendwann. So ging es also wieder runter durch den Lovcen Nationalpark. Die Felsenformationen wirkten teilweise unwirklich und der Ausblick war fantastisch.
Nach Cetinje wartete nochmal ein knackiger Gegenanstieg auf mich, der mich den Übermut am Gipfel etwas bereuen ließ. Dafür ging es danach über eine Nebenstraße bergab durch absolute Wildnis. 15 km nichts als Bäume, Berge und irgendwann tauchte am Horizont zwischen den Bergen der Skutarisee auf. Die Sonne tauchte die Berggipfel schon in leichtes Rot, bald würde es dunkel werden; so, dass ich die letzten Kilometer bis Virpazar den Berg hinab flog. Albanien ist nur noch eine Tagestour entfernt, jetzt stellt sich nur noch die Frage ob westlich oder östlich am See vorbei.