Nach dem Ruhetag ging es gestern von Shkodër wieder weiter, ab in Richtung albanische Berge. Für die ersten gut 50 km habe ich mich absichtlich für die verkehrsreiche Variante in Richtung Südosten entschieden, inkl. kurzem Stück auf der ‚Autobahn‘. Die Landschaft ist hier flach und relativ unbeeindruckt, erinnert etwas an Süditalien. Viel trockenes Grasland, eine Bausünde hier, ein Supermarkt dort, ein Rohbau hier.
Nach diesem Intermezzo war es schön kurze Zeit darauf in das Tal des Mat einzubiegen. Der Fluss hat hat sich teilweise tief in den Fels eingegraben. Stellenweise erinnert die Landschaft etwas an Norditalien. An mehreren Stelle wird der Mat aufgestaut, teils zu großen Seen mit unglaublich türkisblauem Wasser. Diese Stauseen sind in vielen Tälern Albaniens zu finden. Sie gehen auf die Zeit unter Hoxha zurück mit dem Ziel Albanien mittels Wasserkraft autark von ausländischem Strom zu machen. So produziert Albanien noch heute mehr Strom als es benötigt (CO2-frei), vorausgesetzt es steht genug Wasser zur Verfügung.
Wasser ist ein gutes Stichwort. Ich war überrascht, wie viel Wasser ich die letzten Tage gesehen habe. An vielen Stellen sprudelt Wasser in großen Mengen gefühlt aus dem Boden (bzw. dem Fels). Stellenweise sind Brunnen eingerichtet um sich mit dem Quellwasser zu versorgen.
Die Landschaft ist dabei sehr grün. Während gestern zunächst Fels und Bäume dominierten, ging es ab Ulëz weiter durch grüne Wiesen. Es gibt nur kleinbäuerliche Landwirtschaft. Hier eine Kuh, ein Pferd, dort ein paar Ziegen. Auf den Feldern wird teilweise noch per Hand das Unkraut entfernt oder aber Gras geschnitten. An vielen Märkten gibt es dabei das lokale Obst und Gemüse: Gurken, Paprika, Salat, Aubergine, Kartoffeln und zur Zeit vor allem Kirschen.
Wirklich vorwärts zu kommen ist teilweise jedoch sehr mühsam. Einige Straßen sind in sehr schlechtem Zustand. Stellenweise ist es sehr sehr steil und es geht auf und ab. Die Hitze tut zur Zeit ihr übriges. So scherzte ein anderer Radfahrer, den ich heute kurz getroffen hatte, bevor er wieder los fuhr:‘ I am going back to the oven“
Auf der gestrigen Tour, welche mich von Ulëz weiter nach Burrel führte, endete ich schließlich in Suç, auf einem sehr ungewöhnlichem Campingplatz auf dem Gelände einer katholischen Kirche.
Die heutige Tour von Suç nach Peshkopi war landschaftlich dabei etwas weniger beeindruckend als gestern. Einerseits liegt dies sicherlich daran, dass es lange Zeit durch eine karge, von Sandstein dominierte, Gegend ging. Zudem war die Landschaft entlang der heutigen Tour deutlich stärker zersiedelt und damit teilweise weit weg von einer schönen Bergidylle.