Zum Fahrplanwechsel am 10.12.2023 wurde in Bayern ein neues Ticket zur Fahrradmitnahme im ÖPNV für 1 € eingeführt. Die Idee des Tickets, das auf den Namen BaSTi hört, geht auf die Bayrische Staatsregierung zurück und ist sehr lobenswert. Die Mitnahme von Fahrrädern ist bereits seit längerem verhältnismäßig teuer und unflexibel, da für Fahrräder auf vielen Strecken nur Tagestickets angeboten werden. Wer das Fahrrad bspw. nur ein kurzes Stück (z.B. wegen Regen oder eines Defekts) mitnehmen möchte muss bspw. 3,40 € im MVV zahlen oder aber 6,50 € für Fahrten welche über Verkehrsverbünde hinaus gehen. Insbesondere seit der Einführung des Deutschlandtickets fehlt ein adäquater Tarif für die Fahrradmitnahme. Hier ist BaSTi ein echter Fortschritt.
Die Liste der Einschränkungen ist unendlich
Leider endet hier auch schon die positive Seite der Meldung, da die Liste der Einschränkungen des Tickets unendlich lang ist. So gilt das Ticket nicht:
- Wochentags zwischen 3 Uhr und 9 Uhr;
- vom 15.3 – 3.10 an den Wochenende (Freitags ab 12 Uhr bis Montags 9 Uhr)
- an gesetzlichen Feiertagen inkl. Maria Himmelfahrt.
Zusätzlich sind auch noch eine ganze Reihe an Strecken ausgenommen:
https://bahnland-bayern.de/de/tickets/fahrradmitnahme/ticket/basti-r
- RE 1 München Hbf – Nürnberg Hbf (DB Regio)
- RE 23 München Hbf – Hof Hbf (Alex-Züge – Die Länderbahn)
- RE 25 München Hbf – Furth im Wald (Alex-Züge – Die Länderbahn)
- RE 5 München Hbf – Rosenheim – Salzburg (BRB)
- RB 54 München Hbf – Rosenheim – Kufstein (BRB)
- RB 55 München Hbf – Holzkirchen – Bayrischzell (BRB)
- RB 56 München Hbf – Holzkirchen – Lenggries (BRB)
- RB 57 München Hbf – Holzkirchen – Tegernsee (BRB)
- RB 92, RE 96 Memmingen – Lindau Insel (Go-Ahead)
Dazu ist auch die Mitnahme innerhalb von Verkehrsverbünden ausgenommen.
Im Klartext bedeutet dies, dass die Nutzung des Tickets auf vielen besonders beliebten Strecken (z.B. ins Oberland, in Richtung Bodensee oder nach Salzburg/Kufstein) nicht oder nur stark eingeschränkt möglich ist. Zu Zeiten wo die Fahrradmitnahme besonders beliebt ist lässt sich das Tickets ebenfalls nicht nutzen und zu guter Letzt braucht man auch innerhalb der Verkehrsverbünde, z.B. innerhalb des MVVs, ein anderes Ticket.
Einschränkungen sind (teilweise) verständlich
Zugegeben sind Teile dieser Einschränkungen verständlich. Bereits jetzt ist es, insbesondere an den Wochenende, in den Zügen in Richtung Bodensee, ins Oberland oder aber auch nach Salzburg und Kufstein brechend voll. Die Kapazitäten für den Fahrradtransport sind bereits jetzt nicht ausreichend. Hier einen zusätzlichen Druck durch ein günstiges Angebot zu schaffen macht wenig Sinn. Das Problem der zu wenigen Stellplätze für Fahrräder im Nahverkehr ist aber bereits seit Jahren bekannt (siehe dazu auch meine Meinung hier), leider wird das Problem aber nicht angegangen. Im Gegenteil, häufig wird beim Umstieg auf modernere Zugflotten die Kapazität an Multifunktionsflächen reduziert und/oder die Fahrradmitnahme stark eingeschränkt.
Unverständlich ist hingegen, weshalb BaSTi nicht auch innerhalb der Verkehrsverbünde gilt. Gerade hier dürfte die Mitnahme, auch auf kürzeren Strecken, besonders häufig vorkommen. Hier wurde in den Verhandlungen mit den Verkehrsverbünden aus meiner Sicht eine echte Chance verpasst.
Wie gewollt aber nicht gekonnt
So lobenswert die Idee ist, das Probleme der fehlenden Kapazitäten für den Fahrradtransport sollten der Staatsregierung jedoch bekannt sein. Mir ist daher unverständlich, weshalb nicht zunächst dieses Problem angegangen wird bevor neue Angebote ausgelobt werden die am Ende doch fast nirgendwo gelten.
Am Ende schadet BaSTi aus meiner Sicht sogar der Grundidee, nämlich der Stärkung des ÖPNVs. Viele Radler*innen werden aufgrund der komplexen Rahmenbedingungen abgeschreckt sein und die Möglichkeit der Radmitnahme nicht nutzen und/oder lieber ein teures Tickets kaufen um auf der sicheren Seite zu sein. Ebenso wird es sicherlich auch viele Fälle geben wo Kund*innen BaSTi nutzen obwohl es nicht gültig ist und ggf. eine Fahrpreisnacherhebungen zahlen müssen. Gerade bei Menschen die den ÖPNV wenig nutzen und denen das Angebot „schmackhaft“ gemacht werden soll bleibt vor allem hängen: „Das mit dem ÖPNV und den Tickets ist ganz schön kompliziert“.
Guter ÖPNV muss drei Dinge erfüllen: Zuverlässig, einfach zu bedienen und preislich attraktiv; von „einfach zu bedienen“ ist BaSTi aber meilenweit entfernt.
Zu hoffen bleibt, dass das Angebot von BaSTi möglichst schnell nachgebessert wird. Medien (z.B. der Merkur), Teile der Opposition im bayrischen Landtag (z.B. hier von B90/Grüne) als auch Interessenverbände wie der ADFC (siehe hier) kritisieren BaSTi deutlich. Aus meiner Sicht könnte es auch sinnvoll sein BaSTi erstmal wieder einzustellen um Kosten für Vertrieb, Marketing und Bezuschussung zu sparen. Insbesondere die Verfahren für die Ausgleichszahlungen an die Anbieter scheinen sehr kompliziert (siehe auch den Text für die entsprechende Allgemeinverfügung). Die Kosten als auch der bürokratische Aufwand für ein so eingeschränktes Ticket scheinen mir daher, Stand Dezember 2023, nicht gerechtfertigt und es ist womöglich sinnvoller Geld und Mühe direkt in einen Ausbau der Fahrradkapazitäten im ÖPNV zu stecken.
BaSTi kaufen? Fehlanzeige!
Der Theorie nach soll BaSTi seit dem 10.12.2023 verfügbar sein. In den Online Shops der DB oder in der DB App habe ich es bislang noch nicht gefunden. Auch auf Webseiten anderer Bahnanbieter habe ich das Ticket noch nicht gefunden. Sollte es jemand finden würde ich mich über eine Info freuen 😉
Update am 7.01.2024: BaSTi ist vorerst nur an den Automaten verfügbar. Siehe dazu auch diesen Artikel.
Man kann das Basti-Ticket an den Automaten der BRB problemlos kaufen – den DB Automaten hab ich nicht gecheckt. Bin gestern von Ulm nach München gefahren.
Das grössere Problem war der Platzmangel im recht vollen Zug. Ein Mann meinte, ich würde nur für das Rad 4 Plätze blockieren und war entsprechen sauer. Und er hatte Recht – so wie die Radplätze im Regionalexpress vor den Klappsitzen geplant sind. Ich war das einzige Rad im Zug (Winter…) und trotzdem hatte ich ein ganz gutes Risiko, raus zu fliegen. Weil einige Leute stehen mussten und mein Rad Sitzplätze blockiert hat. Ich würde lieber die bisherigen 6 EUR zahlen und mein Rad platzsparend und sicher transportieren.
Hallo Volker,
Vielen Dank für die Rückmeldung.
Ich transportieren mein Rad häufiger auch schonmal auf kürzeren Strecke, hier finde ich die Grundidee von BaSTi schon sehr gut.
Ich gebe Dir aber vollkommen Recht – das große Problem ist, dass es zu wenige Stellplätze in den Zügen gibt bzw. die Züge stark ausgelastet sind. Dies müsste sich deutlich verbessern um eine Zunahme der Fahrradmitnahme zu ermöglichen.
Auf den wenigen Strecken, au denen es gilt, gibt es dann oft auch noch Baustellen mit Schienenersatzverkehr – ohne Fahrradmitnahme. Ein Grund, warum es das Ticket nur am Automaten gibt, dürfte sein, dass man damit die teureren Verbundtickets leicht umgehen kann, weil es ja erlaubt ist, mit 1 Euro in die Verbünde hinei- und herauszufahren, aber niemand kontrollieren kann, ob man tatsächlich von außererhalb kommt.