Urlaub am Mittelmeer – mit Nachtzug und Fähre

Als Teil meiner Serie nachhaltiges Reisen möchte ich hier einige Urlaubsziele im Mittelmeer vorstellen. All diese Ziele könnt Ihr von Deutschland aus problemlos per Nachtzug oder Nachtzug + Fähre erreichen. Ich sortiere die Übersicht nach Ländern. Die Informationen basieren auf eigenen Recherchen, teilweise habe ich die Verbindungen selbst genutzt. Weitere Informationen sind in den Kommentaren natürlich immer gerne willkommen.

Italien

Von München aus sind eine ganze Reihe an Regionen in Italien direkt mit den Eurocity-Zügen oder aber den Nightjet-Zügen der ÖBB erreichbar. Einige dieser direkt zu erreichenden Reiseziele sind Venedig, Bologna, Rom, Florenz, Rimini oder Mailand. Ich möchte mir hier vor allem auf die, vielleicht nicht ganz so bekannten, Verbindungen auf die Inseln konzentrieren.

Sizilien

Nicht erst seit meiner Radtour um Sizilien liebe ich die Insel, die abwechslungsreiche Gesichter und wunderschöne Natur, aber auch viele Kontraste zu bieten hat. Eine Anreise per Fähre ist sowohl ab Neapel bzw. Salerno, Livorno, Genua als auch ab Civitavecchia (bei Rom) möglich. Alle mir bekannten Fährverbindungen führen nach Palermo. Früher hat es wohl auch mal eine Verbindung Salerno bzw. Neapel nach Catania gegeben, diese scheint jedoch nicht mehr zu existieren.

Für die direkte Anreise ab Deutschland ist die Verbindung über Rom (Nachtzug bis Rom oder Mailand) am besten geeignet. Civitavecchia ist von Rom aus per Nahverkehr und Fernverkehr in 45 – 60 Minuten zu erreichen. Die Strecke Civitavecchia – Palermo wird (Stand Februar 2022) von GNV angeboten und dauert etwa 13 Stunden. Je nachdem wo Ihr wohnt kann natürlich auch die Anreise nach Genua interessant sein. Die Fahrt Genua – Palermo dauert allerdings fast 20 Stunden. Persönlich empfehlen kann ich, die An- und Abreise mit einem Zwischenstopp in Neapel zu entzerren und dort in einigen Tagen Neapel, den Vesuv sowie die Amalfi-Küste zu genießen.

Alternativ zur Fähre gibt es zudem die Möglichkeit Sizilien nur per Nachtzug zu erreichen. Von Rom aus gibt es den InterCityNotte 1955 nach Syrakus (über Catania) bzw. nach Palermo (über Cefalu).

Vor Ort bietet Sizilien ein relativ dichtes Zugnetz entlang der Küstenstrecken. Viele Sehenswürdigkeiten oder beliebte Regionen entlang der Küste können daher relativ gut per Zug erreicht werden. Diese sind zum Beispiel Palermo, Cefalu, Milazzo (mit Fähren zu den liparischen Inseln), Syrakus, Enna oder Taormina und Marsala sowie Trapani. Auch auf den Hauptverkehrsachsen kann das Zugangebot jedoch streckenweise sehr begrenzt sein. Abseits der Hauptverkehrsachsen, und insbesondere in Richtung Inland wird das Angebot dann jedoch sehr dünn. Auch das Nahverkehrsangebot in Form von Bussen etc. ist zum Großteil strak ausbaufähig. Je nachdem welchen Urlaubsort Ihr anstrebt macht ein Verkehrsmittel wie Elektroroller oder Fahrrad vor Ort sicherlich Sinn.

Sardinien

Ähnlich wie Sizilien bietet auch Sardinien, die zweitgrößte Insel Italiens, eine ganze Reihe an Kontrasten und atemberaubende Landschaften und wunderschönes Meer. Die beiden größten Häfen in Olbia und Cagliari werden von einer ganzen Reihe an Städten und Redereien vom italienischen Festland per Fähre angebunden. Wer mit dem Zug anreisen möchte, für den sind die Verbindungen von Livorna – Olbia (z.B. durch Moby [externer Link]), Civitavechia – Olbia (z.B. durch Moby [externer Link]) sowie Neapel – Cagliari (z.B. durch Grimaldi Lines [externer Link]) am besten geeignet.

Wer ab Livorno fahren möchte sollte insbesondere bei den Verbindungen mit Grimaldi Lines aufpassen wo der Abfahrtsort ist. Als ich 2017 von dort nach Sardinien gefahren bin fuhr Grimaldi Lines ab Darsena Toscana Est. Dies ist vom Bahnhof knappe 7 km entfernt. Zu Fuß dürfte der Hafen kaum erreichbar sein, da es bereits mit dem Fahrrad ein kleines Abenteuer war.. ;).

Von Deutschland aus am angenehmsten ist sicherlich die Verbindung entweder über Rom (Civitavechia ist von dort in einer Stunde erreichbar) oder über Neapel. Rom wird direkt per Nachtzug von München aus angefahren. Neapel ist von Rom über das Fernverkehrsangebot der italienischen Bahn gut zu erreichen. Um die Anfahrt etwas zu entzerren lohnt es sich zudem noch einen Aufenthalt in Rom bzw. Neapel und Umgebung einzuplanen. Livorno wird von der ÖBB in den Sommermonaten mehrmals die Woche mit einem Autoreisezug angefahren. Da der Zug jedoch ab Wien startet ist die Strecke vor allem interessant wenn Du in Österreich wohnst.

Auf Sardinien steht Euch ein eingeschränktes Angebot an Bus- und Bahnverbindungen zur Verfügung. Informationen dazu bietet unter anderem ARST [externer Link] oder Trenitalia [externer Link]. Ähnlich wie auf Sizilien ist aber auch hier ein Verkehrsmittel wie ein Fahrrad vor Ort sicherlich eine gute Wahl um auch Ecken abseits des Bus- und Zugnetzes erkunden zu können.

Elba

Auch wenn Elba eher klein ist, war ich doch von dem Abwechslungsreichtum auf der Insel überrascht. Schöne Strände, wunderbares Wasser, aber auch viel Wald und schöne Natur. Diverse Orte auf Elba sind von Piombino per Fähre zu erreichen. Die Fahrt Piombino – Portoferraio dauert z.B. gerade mal eine Stunde.

Vor Ort bietet CTT Nord [Stand Februar 2022] drei Busverbindungen (116, 117,118) an um einen Großteil der Insel erkunden zu können [externer Link]. Zudem bietet CTT einige Busverbindungen direkt um Portoferraio an. Zudem gibt es im Sommer scheinbar einige zusätzliche Shuttelbuse (genannt Marebus) [externer Link]. Tageskarten für den Busverkehr auf ganz Elba gibt es für 10 €, 6-Tageskarten für 25€ [externer Link].

Um Piombino von Deutschland zu erreichen ist die beste Wahl von Deutschland der Nachtzug nach Rom (NJ295) bis nach Florenz. Alternativ gibt es ab Wien einen Nachtzug nach Livorno, der jedoch nur im Sommer und nicht täglich fährt.

Von beiden Orten aus kann Piombino per Nah bzw Fernverkehr erreicht werden. Ihr solltet auch direkt die Anfahrt an den Bahnhof Piombino Marittima planen, welcher direkt am Fährterminal liegt. Von Livorno dauert die Anreise etwa eine Stunde, von Florenz eher drei bis vier Stunden.

Griechenland

Zugegeben, wer an Anreise mit Zug und Fähre denkt, denkt sicherlich nicht direkt an die griechischen Inseln. Aber auch hier gibt es einige (verblüffend einfache) Lösungen. Aufgrund der vergleichsweise langen Strecke von Deutschland nimmt die Anreise jedoch einige Zeit in Anspruch. Sowohl ab Venedig, Ancona, Bari als auch Brindisi sind einige Ziele in Griechenland per Fähre erreichbar. Diese Ziele sind u.a. Korfu, der Hafen von Igoumenitsa (Festland), sowie Patras. Minoan Lines bietet bspw. die Verbindung Ancona – Patras an, die etwa 22 Stunden dauert. Brindisi – Korfu z.B. dauert nur etwa sechs bis sieben Stunden.

Venedig und Ancona sind die am einfachsten zu erreichenden Orte ab Deutschland. Nach Venedig fahren ab München täglich ein Nachtzug, tagsüber gibt es zudem die Eurocity-Verbindungen nach Venedig. Um Ancona zu erreichen müsst Ihr in Bologna umsteigen. Bologna erreicht Ihr ebenfalls per Eurocity oder aber mit dem Nachtzug München – Rom. Ancona ist per Fernverkehr dann in zwei Stunden ab Bologna zu erreichen.

Sowohl Bari als auch Brindisi sind ab Bologna oder Mailand mit dem Nachtzug zu erreichen. Mailand ist per Nachtzug ab München zu erreichen, allerdings würde ich ab München die Anfahrt mit dem Eurocity bevorzugen, da der Nachtzug ab München nach Mailand ein langer Umweg ist und der Nachtzug in Bologna morgens sehr früh (5 Uhr) erreicht.

Zusätzliches bietet Libertylines [externer Link] eine Katamaranverbindung zwischen Otranto und Korfu mit knappen vier Stunden Fahrzeit an. Die Verbindung gibt es jedoch nur im Juli/August. Zudem ist Otranto sehr schlecht mit dem Zug zu erreichen und Ihr müsstet zunächst einen Nachtzug Bologna – Lecce nehmen und ab dort noch mindestens zwei Regionalzüge nehmen um Otranto zu erreichen.

Albanien/Montenegro

Sowohl Albanien als auch Montenegro sind von Italien aus per Fähre erreichbar, beide Länder haben vor Ort jedoch nur eine eingeschränkte ÖPNV Infrastruktur. Nach Montenegro bieten sich die Verbindungen ab Bari bzw. Ancona nach Bar an. Die Verbindung Bari – Bar wird von Jadrolinija angeboten und dauert etwa 11 Stunden. Nach Albanien gibt es Fährverbindungen nach Durrës von Bari und Ancona. Die Verbindung Durrës nach Bari dauert ebenfalls etwa 11 Stunden. Die Verbindung von Ancona nach Durrës braucht etwa 16 Stunden.

Die Anfahrten nach Bari bzw. Ancona von Deutschland sind beim Abschnitt Griechenland beschrieben.

Kroatien

Jadrolinija [externer Link] bietet eine Reihe an Fähren von Italien zu den große Städte an der Adriaküste (Zadar, Split, Dubrovnik), sowie der Insel Hvar an. Zumindest zur Zeit (2022) existieren viele Verbindungen womöglich nur noch auf dem Papier (bspw. Ancona – Zadar) und Jadrolinija listet zur Zeit nur Fahrpläne für Ancona – Split (etwa elf Stunden), sowie Bari – Dubrovnik (etwa elf Stunden). Sowohl ab Split als auch ab Dubrovnik bestehen allerdings viele weitere Fährverbindungen auf angrenzende kroatische Inseln. Ab Split gibt es zudem Anschlussmöglichkeiten an die kroatische Bahn. Einen Linienplan der Züge in Kroatien ist bei der kroatischen Bahn einsehbar [externer Link]. Die Möglichkeiten zu Anfahrt mit dem Zug nach Ancona sowie Bari ist unter Griechenland bereits beschrieben.

Ab Venedig bietet Venezialines [externer Link zum Fahrplan] zudem Fährverbindungen nach Istrien (Kroatien bzw. Slowenien) an. Je nach Zielort liegt die Fahrdauer bei etwa zwei bis vier Stunden. Die Fähren verkehren jedoch nur von April bis Oktober. In den Sommermonaten (Juli, August) bietet Gomo Viaggi [externer Link] zudem Fahrten von Pessaro/Cesenatico auf die Insel Lošinj und Pag sowie nach Istrien an.

Venedig ist ab Deutschland sowohl mit dem Nachtzug als auch dem Eurocity ab München gut erreichbar. Venezialines fährt jedoch ab dem San Basilio Fährterminal, welcher vom Hauptbahnhof etwa 1.5 km entfernt ist. Anstelle den Weg zu Fuß zu gehen habt Ihr die Möglichkeit das Vaporetti Nr. 2 zu nehmen. Pessaro bzw. Cesenatico liegen an der italienischen Adriaküste in der Nähe von Ravenna. Sie sind ab Bologna mit dem Fernverkehr (Pessaro) bzw. natürlich mit dem Nahverkehr zu erreichen.

Etwas weniger bekannt ist zudem die Möglichkeit Split direkt per Nachtzug zu erreichen. Zwischen Juni und September sind Nachtzüge von Bratislava bzw. Wien nach Split unterwegs. Aus Deutschland kommend bedeutet dies jedoch, dass Ihr zunächst entweder nach Wien oder aber nach Graz fahren müsst um Anschluss an den Nachtzug zu haben. Mehr Informationen gibt es bei der kroatischen Bahn [externer Link].